Rauchende Eltern
Disclaimer am Ende des Artikels bitte beachten!
Rückblickend war ich dumm. Ein dummer Jugendlicher. Schlicht und einfach dumm.
Jemals mit dem Rauchen angefangen zu haben. Zu glauben, es sei cool, es sei angesagt. Hipp würde man heute sagen. Zu glauben, ich hätte es unter Kontrolle und könnte jederzeit wieder damit aufhören. So dumm.
Als die Ratio den jugendlichen Leichtsinn verdrängte, versuchte ich wahrlich oft genug damit wieder aufzuhören. Bis auf diese kurzen Etappen ohne Erfolg.
Aber nur weil man raucht, ist man ja nicht doof. Auch Raucher (die meisten vermutlich) wissen um die Argumente, die klar dagegen sprechen. Raucherhusten, der Gestank, die Kosten, Passivrauchen und die nicht gerade geringe Wahrscheinlichkeit eines Tages durch das Rauchen tödlich zu erkranken.
Rauchen hat aber nichts mit Ratio zu tun. Rational betrachtet dürfte kaum noch jemand rauchen. Und trotzdem rauchen Millionen Menschen weiter.
Als mein kleines Mädchen auf die Welt kam wollte ich ein für alle Mal Schluss mit dem Rauchen machen. Vorbild und so. Ich hatte jetzt schließlich Verantwortung nicht nur für mich, sondern auch für dieses kleine, wehrlose Wesen. Und auch wenn ich immer die Wohnung verließ um zu rauchen, so atmete ich schließlich noch Stunden nach einer Zigarette giftige »Rückstände« aus. Es wird ja auch empfohlen, Kinder von Rauchern nicht im selben Zimmer schlafen zu lassen.
Einen Monat lang schaffte ich es.
Auch wenn es sich wie eine Ausrede anhört (ist es vermutlich auch) – die äußeren Umstände, die Sucht und der eigene, schwache Wille übertrafen erneut die Ratio und ich begann wieder zu rauchen. Und ich hasste mich dafür.
Natürlich rauchte ich nie in der Wohnung. Und nicht, wenn die Tochter in Reichweite war. Und ich rauchte nie, wenn sie mich sah. Ich wollte zumindest verhindern, dass sie mich beim Rauchen sieht und es als etwas normales betrachtet – Papa tut es ja auch.
Es muss wohl Februar oder März gewesen sein. Ich war mit der Tochter im Wintergarten. Man sah einen Aschenbecher draußen im Garten auf dem Tisch stehen. Und mein Mädchen zeigte d’rauf und sagte »Papa ihre« und strahlte mich über beide Ohren an.
Ich konnte aber nicht zurück lächeln. Mir war die Fröhlichkeit vergangen. Hatte ich nicht alles versucht ihr den scheiß nicht zu zeigen? Dieses »Papa ihre« war wie ein Faustschlag in den Magen. Das wollte ich nicht.
Kurz nach diesem Erlebnis kaufte sich ein Kollege (selbst Vater von zwei kleinen Kindern) ein e-Zig Starter-Set und begann das Dampfen. Das war meine Motivation, mein zweiter Weckruf. Ich bestellte mir also auch ein Kit und zwei Tage später reduzierte ich meinen Tabakkonsum von 1 ½ Schachteln täglich auf 5 Zigaretten.
Ich befasste mich eingehender mit dem Thema. An Hardware gibt es so viel – da ist für jeden was dabei. Kurze Zeit später kaufte ich mein erstes Sub-Ω-Gerät und einen passenden Akkuträger. Und hörte damit ganz automatisch auf zu rauchen. Einfach so. Je weniger ich rauchte, desto weniger schmeckte es mir. Und von meiner letzten Zigarette wurde mir elendig schlecht. Nachdem ich 25 Jahre lang geraucht hab.
Nichtraucher seit 84 Tagen und 20 Stunden.#VapeOn
— Alex (@Papaleaks) 22. Juli 2015
Jetzt dampfe ich also statt zu rauchen. Wieso sollte das besser sein?
Es dauerte etwa zwei Wochen, dann hörte meine Lunge auf zu pfeifen. Kurz darauf hörte ich auf, mir morgens nach dem Aufstehen erstmal die Lunge aus dem Hals zu husten. Meine Kondition wurde deutlich besser – ich kann heute wieder vier Stockwerke Treppen steigen ohne zum Schluss ein Sauerstoffgerät zu benötigen. Ich stinken nicht mehr. Ich atme meiner Tochter keine giftigen Substanzen mehr entgegen.
Ich rieche besser. Eines schönen Frühlingmorgen brachte ich die Kleine in den Kindergarten. Wir liefen an einer Wiese vorbei. Und das Gras roch wieder wie in meiner Kindheit! Und ich Simpel hab mich jahrelang gewundert, dass die Welt nicht mehr riecht wie damals als Kind. Und Tomaten aus unserem Garten schmecken wieder wie die Tomaten die wir damals in Omas Garten vom Strauch geklaut haben. Verrückt.
Und ich stinken nach der Arbeit nicht mehr als hätte ich tagelang in einer Kneipe gesessen.
Die Liste ließe sich fortsetzen … Kurz und knapp fühle ich mich so gesund wie schon lange nicht mehr. Psychisch und physisch. Ich bin entspannter, nicht mehr so gehetzt. Dampfen im Gegensatz zum Rauchen entschleunigt!
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Dampfen ist nicht gesund! Aber es ist gesünder als Rauchen. Und zwar bei weitem. Und es hat mir geholfen dauerhaft den Glimmstängel wegzulegen. Und zwar ohne Probleme. Ich fahr seit 84 Tagen ein Päckchen Tabak im Auto durch die Gegend. Seit 84 Tagen hatte ich keine Versuchung das Päckchen auch nur anzurühren. Raucher wissen was ich meine.
Ich weiß, was die Presse schreibt. Neben meinem Gefühl kenne ich auch die Faktenlage. Und ich weiß, was in meinen Liquids d’rin ist – ich mische sie selbst.
Ich dampfe immer noch nur vor der Tür oder im Garten. Und auch nicht, wenn meine Tochter dabei ist. Ich will auch nicht, dass sie mich großartig dampfen sieht. Das versuche ich immer noch zu verhindern. Und ich will immer noch nicht, dass sie je mit dem Rauchen oder Dampfen anfängt. Punkt.
Aber es ist (erstmal) für mich die bessere Lösung – zumindest wenn man es nicht schafft vollständig damit aufzuhören. Die Raucher unter meinen Lesern wissen wovon ich schreibe.
In diesem Sinne, keep calm and vape on.
Disclaimer: Dies soll keine Werbung für E-Zigaretten darstellen sondern sind nur mein Erfahrung und meine Gedanken. Wer nicht raucht, soll bitte die Finger vom Dampfen lassen. Raucher sind natürlich eingeladen mir Fragen zu stellen oder es selbst zu probieren. Und Vergleiche sind immer Dampfen zum Rauchen. NIE ZUM NICHTRAUCHEN! Und: Dampfen erst ab 18!
Update 2015-08-11: Ich hab den Beitrag nachträglich zur #Blogparade von Mamaskind hinzugefügt.