Sie mag Musik nur wenn sie laut ist

Sie mag Musik nur wenn sie laut ist

Ich krieg hier noch einen an der Klatsche! Sind doch alle bekloppt. Die Tochter steht total auf Musik in jeder Darreichungsform – selbst machen, singen und mitsingen, tanzen oder einfach nur hören. Und Hörspiele, zum Beispiel Leo Lausemaus. Klar brauchten wir also dringend einen Musikspieler mit dem sie selbst Musik oder Hörspiele hören kann – was und wann sie es will.

Meine Ansprüche an so ein Gerät sind auch gar nicht so hoch – ehrlich! Ehrenwort! Ich schwör!

Das Gerät muss einfach und durch ein drei- oder mittlerweile vierjähriges Kind bedienbar und nicht allzu empfindlich sein. Einzelmedien müssen einen Wurf in die nächste Ecke oder Getrampel überleben. Geht eines der Medien kaputt, muss es reproduzierbar sein, die Medien dürfen uns nicht arm machen, das Gerät muss mit Batterie laufen können und darf nicht schwer sein, damit die Kleine es beim Spielen mit sich herumtragen kann. Es braucht keinen Internetanschluss und keinen Touchscreen – wenn Bildschirm dann nur einen kleinen für Cover- und Titelanzeige. Idealerweise schont ein Mikro meine Nerven durch Abwesenheit.


Eigentlich erfüllt die gute, alte Musikkassette – die ältere meiner Leser werden sich erinnern – die meisten meiner Ansprüche. Sie ist wie gemacht für die kleinen Hände, sie überlebt Stürze, Würfe in Ecken und auch kleine Füße, die auf ihr herumtrampeln. Zieht sie das Band heraus ist das kein Beinbruch denn man kann es wieder aufspulen und eine Kassette kostet nicht die Welt, sie ist (wieder-)bespielbar und Kassettenspieler gibt es noch. Ich hab ja auch noch mein gutes Tapedeck und so stünde dem Bespielen einiger Kassetten mit ‚Biene Maja‘ oder ‚Маша и Медведь‘ (Mascha und der Bär) nichts mehr im Weg!

Ich suchte und suchte nach einem passenden Gerät. Stund um Stund, Shop um Shop. Den einzig passenden Player den ich fand war bei eBay ein „Fisher Price“ Kassettenspieler von 1980; ein Sammlerstück für flockige 50,- €. Sportlich für ein 36 Jahre altes Gerät. Aber einen Fuffi wollte ich nicht unbedingt für etwas gebrauchtes ausgeben. Der Rest im Angebot: baulicher Plastikschrott aus China. Und ohne Mikro? Die Realität lachte meiner Naivität ins Gesicht und schimpfte mich voll 80er zu sein.

Ja, dann bin ich halt naiv! Aber in meiner kleinen, heilen, naiven Welt gibt es einen Markt für Kinder-Musikspieler ohne Mikrofon. Es muss doch noch Firmen geben, die diesen Bedarf decken wollen?

Nach langer Suche gab ich entnervt auf. Wir kauften einen X4-Tech Bobby Joey für 20,- €. Ein tolles Teil! (Vorsicht: Zynismus). Das Mikro war das erste was die Tochter in die Hand nahm – das Elternleben kann so zynisch sein! Natürlich übersteuert das Teil ihre Stimme vollständig. Und zur Überraschung des Herstellers: Kinder singen nicht mit Gefühl in so’n Mikro, sondern halten es sich ganz nah an den Mund und kreischen mit Inbrunst auf die Membrane.

Als Sahnehäubchen leiert jede Kassette selbst bei voll geladenen Batterien was mit abnehmendem Füllstand auch nicht besser wird. Irgendwann hört sich dann Karel Gott wie ein besoffener Pavarotti an. Meine Neven!


Jetzt, nach einem Jahr, nervt mich dieser Kassettenspieler nur noch – ich kann das Geleier nicht mehr hören und bekomm Aggros wenn die Tochter ihn an macht.

Also zurück auf „Los“. Ein CD Player? Vielleicht ist das doch eher was auch wenn ich CDs nicht so gut geeignet für Kinderhände finde und ich so meine Zweifel habe, dass die CDs nach dem Abspielen wieder im Jewel-Case landen. Nach einiger Suche fand ich den Lexibook CD Spieler. Schaut schick aus, hat kein Mikrofon und wurde in so einigen Tests empfohlen. Gut, 50,- € ist immer noch ein Wort aber, okay, ich hab einen bestellt.

Er schaut wirklich schick aus, ist leicht und spielt gut ab. Auch kommt der Player mit selbstgebrannten CDs zurecht. Aber der Klang … Wisst Ihr noch, früher … Da haben Sportmoderatoren manchmal per Telefon im Radio kommentiert. Jetzt stellt Euch diesen Klang auf Opas Kofferradio vor – so hören sich Hörspiele auf dem Lexibook an.

Blechern ohne Tiefen und mit ganz wenig Mitten. Selbstredend sind Kinder eher nicht die Audiophilen bei denen ohne vergoldete Anschlüsse der Klang niemals akzeptabel sein kann. Aber muss es denn gleich so mies sein? Hätte man nicht wenigstens etwas bessere Boxen nehmen können? Ich überlege noch, ob ich unseren und ihren Ohren das antun will oder ob das Gerät nicht einfach wieder zurück geht.


Was ich im Grundsatz wirklich geil und eigentlich perfekt finde ist die Toniebox (Amazon-Affliate Link). Ein mp3-Player den man über Figuren steuert die man auf das Gerät stellt. Ein absolut geniales und durchdachtes Konzept. Ich könnte auch noch darüber hinwegsehen, dass das Gerät selbst mit knappen 90,- € für ein Starter-Set nicht gerade günstig ist. Als Medien gibt es bespielte Figuren (Tonies) und „leere“ Figuren (Kreativ-Tonies). Auf einen Kreativ-Tonie passen 90 Minuten Inhalt, was absolut ausreichend ist.

Nun habe ich jedoch zwei Probleme mit dem System. Um einen Kreativ-Tonie zu „bespielen“ lädt man den Inhalt in die Tonie-Cloud hoch und verknüpft das Hochgeladene mit einer Figur. Stellt man diese Figure dann auf die Box wird der Content (einmalig?) aus der Cloud per WLAN auf die Box geladen. Ein Möglichkeit das Gerät ohne Cloud zu bespielen gibt es leider nicht.

Nennt mich paranoid und technikfeindlich, aber Geräte mit Internetanschluss haben im Kinderzimmer meiner Maus (noch) nichts verloren. Und auch wenn ich dem Hersteller ob des grandiosen Konzeptes nur das Beste und viele Jahre Erfolg wünsche – sollte die Firma dennoch irgendwann pleite gehen kann man die Kreativ-Tonies nach dem Abschalten der Cloud wohl in die Tonne treten. Bei 11,99 € je Kreativ-Tonie wäre das recht teurer Abfall.


In die Kategorie „grandios, aber“ fällt auch der „Hörbert“ (Amazon-Affiliate Link):

Ein wahnsinnig tolles Konzept, kann ohne Cloud bespielt werden, ist aus Holz und „Made in Germany“. Nur leider sprengt das Gerät mit 239,- € Anschaffungskosten den Rahmen dessen, was wir bereit sind auszugeben.

Bleibt noch selber machen. Auch hier gibt es wahrhaft grandiose DIY Lösungen – zum Beispiel:

Leider gibt es zu der Lösung nur die Materialliste aber keine Baupläne oder der passende Code für den Arduino.

Mal schauen … Hoffentlich finde ich bald mal Zeit dafür.