Ich ringe um Fassung

Ich ringe um Fassung

Ich bin einfach erschüttert. Minutenlang sitze ich vor meinem Bildschirm, unfähig, das, was ich gerade gesehen habe, wirklich zu fassen. Was passiert hier? Mir fehlen die Worte, und mein Herz fühlt sich schwer an – es schmerzt, ich kann die Tränen nicht zurückhalten. Der Schock, das Mitgefühl und die pure Fassungslosigkeit fließen mir übers Gesicht. Wie konnte es nur so weit kommen?

Ich bin den USA sehr verbunden

Mit 18 Jahren hegte ich den festen Wunsch, in die USA zu reisen – und zwar nicht nur für einen kurzen Urlaub, sondern um längere Zeit dort zu leben. Es war mehr als nur Sightseeing, es war ein Traum, die Freiheit und das Lebensgefühl der USA zu erleben. In meinem Zimmer hing das "Stars and Stripes"-Banner an der Decke, ein Symbol der Freiheit, das mich schon damals faszinierte. Die USA – in meiner jugendlichen Idealvorstellung das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Der Moment, in dem ich tatsächlich die Gelegenheit hatte, dorthin zu reisen, ließ jedoch lange auf sich warten. Als es endlich so weit war, erinnere ich mich an das Silicon Valley, als ich in San Jose im "Gordon Biersch" saß und ein Bier trank, das ich mir auch zuhause gewünscht hätte, zu finden. Die Atmosphäre dort war einzigartig – gleichzeitig modern und historisch, ein wahres Symbol für den amerikanischen Traum.

Quo vadis, USA?

Und nun, 515 Tage nach Trumps Amtsantritt, bin ich fassungslos. Wie konnte es nur so weit kommen, dass ein Land, das mir so viel bedeutet, solch eine Zäsur erlebt? Der Faschismus scheint wieder aufzuleben, und das in den USA. Wie soll man es anders nennen, wenn Menschen, vor allem Kindern, so ein seelisches Leid zugefügt wird, indem sie gewaltsam von ihren Eltern getrennt werden? Wie kann jemand, der selbst Kinder hat, zulassen, dass Eltern und Kinder auseinandergerissen und in Camps gesperrt werden? Wie kann ein Mensch, der bei klarem Verstand ist, solche Praktiken als gerechtfertigt verteidigen? Es ist nicht nur politisches Versagen, es ist der Verlust jeglicher Menschlichkeit.

Kinder – das sind Kinder! Ihre Seelen werden missbraucht, um politische Ziele zu erzwingen. Die Auswirkungen dieser Unmenschlichkeit werden ihre Seelen auf lange Zeit zerstören, wenn nicht für immer. Jene, die so etwas anordnen, handeln ohne jegliche Skrupel, ohne Menschlichkeit. Sie sind keine Menschen mehr für mich.


Eines Tages wollte ich meiner Tochter dieses wunderschöne Land zeigen, die Orte besuchen, die mich tief beeindruckt haben, und neue Erinnerungen mit ihr und meiner Frau schaffen. Ich wollte ihr die Menschen vorstellen, die mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen sind. Doch momentan bin ich mir nicht sicher, ob ich je wieder dorthin reisen möchte. Meine Gedanken sind bei den Kindern und ihren Eltern, die nicht wissen, wie oder wann sie sich wiedersehen können.